Verdacht auf massive Verletzung der Persönlichkeitsrechte von Schutzbefohlenen

FALLSTUDIE #02

FALLSTUDIE #02

Verdacht auf massive Verletzung der Persönlichkeitsrechte von Schutzbefohlenen

In einer sozialen Einrichtung ist Mitarbeitenden eine betreuende Person aufgefallen, wie diese trotz restriktiven Smartphone-Verbots, offensichtlich heimlich Fotos von Schutzbefohlenen anfertigte.

Die aufwendigen Verdeckungsmassnahmen liessen auf eine kriminielle Handlung schliessen und da die betreffende Person geschlechtsspezifisch einer, in der Branche unterrepräsentierten Gruppe angehörte, konnte eine sexuelles Motivation nicht ausgeschlossen werden.

KONTEXT & FIRST RESPONSE

challenge.

In einer von mehreren Einrichtungen eines sozialen Betreuungs-Unternehmens für Menschen, die sich nicht selber organisieren können und einen externen Einfluss für Beschäftigung und Entwicklung benötigen hat ein/eine neue:r Mitarbeitende:r gegen das strikte Smartphone-Verbot im operativen Bereich verstossen und wurde dabei beobachtet, wie er/sie offensichtlich heimlich Fotos von betreuten Personen machte.

Die betriebliche Funktion und wirtschaftliche Existenz des Unternehmens hängt im höchsten Masse von einwandfreier Reputation und dem Vertrauen der betreuten Personen und deren Angehörigen ab, die sie in die Obhut der Einrichtung übergeben.

Der umgangssprachliche ‘Rufmord’ wäre wörtlich gleichbedeutend mit dem betriebswirtschaftlichen Tod der Einrichtung, zumal das Unternehmen naturgemäss einer behördlicher Aufsicht unterliegt, welche die jährlich Betriebsgenehmigung ausstellt und im Verdachtsfall auch sofort entziehen könnte.

Oberste Zielsetzung war der Schutz der Reputation, die Kontrolle über die Situation zu behalten und die Kommunikation zu lenken. Ausserdem sollten alle Mitarbeitenden Rückendeckung und Bestätigung erhalten, die internen Kontrollmechnismen zu nutzen, im Zweifel auch liebgewonnene Kollegen zu melden.

Vom ersten Tag an sollte mit absoluter, umfassender Transparenz agiert und kommuniziert werden, obwohl ein komplett verdecktes Management der Situation inhaltlich und technisch auch problemlos möglich gewesen wäre. Vor allem der moralische Kompass der Geschäftsleitung, aber auch das Restrisiko einer Aufdeckung durch, in den Vorfall involvierte Mitarbeitende, sowie der Ansehensverlust der Einrichtung bei den Mitarbeitenden stand dem jedoch entgegen.

Als erste Massnahmen wurde das Smartphone der beschuldigten Betreuungsperson temporär eingezogen. Obwohl dieser Schritt juristisch sehr wackelig war, wurden die Konsequenzen einer illegalen Beschlagnahme geringer eingeschätzt, als der Schaden durch eine Beweismittelvernichtung oder die Veröffentlichung potentiell erstellter Fotografien.

Zusätzlich wurde die beschuldigte Betreuungsperson freigestellt und aus der Einrichtung entfernt. Gleichzeitig wurden Ermittlungsbehörden hinzugezogen und die Aufsichtsbehörde informiert.

Ebenso wurden alle übrigen Mitarbeitenden aller Einrichtungen des Unternehmens über die Situation in Kenntnis gesetzt und für das weitere Vorgehen gebrieft.

Parallel dazu hat das Krisen-Interventions-Team ein AI-System zur Überwachung von öffentlichen Kommunikationskanälen, wie Social Media, dem Internet und dem Darkweb installiert, um veröffentlichte Fotos von und aus der betroffenen Einrichtung, sowie von betreuten Personen zu melden und wo möglich zu löschen, oder andernfalls zu verfremden.

STRATEGIE & TAKTIK IM REALITÄTS-CHECK

evolution.

Die beschuldigte Betreuungsperson wurde von der Kriminalpolizei vorübergehend in Gewahrsam genommen und befragt. Es stellte sich heraus, dass die beschuldigte Person vor Herausgabe des Smartphones an das Krisen-Interventions-Team Fotos gelöscht und das Smartphone technisch zerstört hat. Die Ermittlungsbehörden konnten somit keine Beweismittel sicherstellen, jedoch sei die mutwillige Zerstörung des Smartphones ein starkes Indiz für ein illegales Verhalten. 

In konstruktiven Gesprächen zwischen Unternehmen, Aufsichtsbehörde, Polizei und Staatsanwaltschaft wurde das sofortige und konsequente Vorgehen der betroffenen Einrichtung anerkannt und die Leitungspersonen von einem potentiellen Mitverschulden entlastet.

Kontinuierlich konzipierte und realisierte das Krisen-Interventions-Team eine sensible, faktenbasierte, dennoch lenkende Kommunikation mit individuellen, selektierten Wordings und konzeptuellen Bezügen ggü. allen Bezugsgruppen in regelmässigen Newslettern und moderierten Informations-Veranstaltungen für Angehörige und Mitarbeitende aller Standorte.

Parallel dazu wurden von Beginn an bei jeder Statusveränderung der Situation Pressemitteilungen auf Vorhalt vorbereitet, abwartend, ob Mediales Interesse überhaupt aufkommt, um nicht unnötig schlafende Hunde zu wecken.

Schlüsselpersonal bekam ein Briefing und Coaching, um auf Anfragen von Angehörigen und Presse prompt und professionell reagieren zu können.

Gemeinsam mit der Geschäftsleitung konnte das Krisen-Interventions-Team Ressourcen im betroffenen Unternehmen temporär umverteilen, damit das Schlüsselpersonal ausreichend Kapazitäten für Krisen-Handling zur Verfügung hat.

Der AI-Monitoring-Einsatz wurde auf das unternehmenseigene Kommunikations-Tool mit dem Einrichtung und Angehörige, und Angehörige untereinander im Alltag miteinander kommunizieren ausgeweitet.

BILANZ & REFLEXION

impact.

Die Angehörigen aller Einrichtungen haben den Vorfall von Beginn an erstaunlich gut aufgenommen. Es kam zu wenig Rückfragen und zu keinen Kündigungen von Betreuungsverträgen.

Im Gegenteil, das Agieren der Unternehmensleitung hat das Vertrauen von Angehörigen in die Einrichtung gestärkt. Und auch die Beziehung zwischen betroffenem Unternehmen und der Aufsichtsbehörde wurde durch die gemeinsame Kooperation in diesem Vorfall gestärkt.

Neben aller Professionalität muss allerdings auch erwähnt werden, dass etwas Glück dabei war, dass der Vorfall, trotz Verdeckungsmassnahmen der beschuldigten Person, von einer Kollegin beobachtet wurde.

Und es gab einen gewissen Zeitverlust durch das Zögern der beobachtenden Mitarbeitenden den/die eigene/n Kolleg:in wegen eines solchen schwerwiegenden Vorfalls zu melden. Unternehmensintern wurde in der Folge an einer intensiveren Legitimierung von Whistleblowing in den Einrichtung gearbeitet, um ein solches Zögern künftig zu verhindern.

Dennoch haben in der Gesamtbetrachtung alle internen & externen Kontrollmechanismen sehr gut funktioniert. Es ist kein Schaden entstanden und es konnten bis heute keine Veröffentlichung von potentiell entstandenen Fotos festgestellt werden.

“Ihr professionelles, speditives, pro-aktives und vollständig transparentes Vorgehen hat die Einrichtung vor dem Verlust der Betriebsbewilligung bewahrt.”

LEITERIN AUFSICHTBEHÖRDE

“Ihr professionelles, speditives, pro-aktives und vollständig transparentes Vorgehen hat die Einrichtung vor dem Verlust der Betriebsbewilligung bewahrt.”

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